- Alle themen
- Bildung
- Cannabis Geschichte & Fakten
- Cannabis Legalisierung & Politik
- Cannabis Lifestyle & Sport
- Cannabis News Deutschland
- Cannabis News Weltweit
- Cannabis Studien
- Cannabis Weltweit
- Cannabis Wirkung & Anwendungsbereiche
- Charlie Green stellt vor
- Die Pflanze
- Film
- Fun
- Industriehanf
- Medizin
- News
- Politik
- Reisen
- Shopping
- Sport
- Wellbeing
- Wirtschaft
Cannabis Legalisierung in Griechenland - Aufschwung durch Weed
Griechenlands chaotische Legalisierung
Schon die Skythen kifften. So, oder so ähnlich beschrieb es Herodot, der griechische Vater der Geschichtsschreibung vor über 2400 Jahren. In der Antike setzte man Cannabis wegen seiner medizinischen Eigenschaften hauptsächlich gegen Ohrenschmerzen, Ödeme und Entzündungen ein, was sich zumindest unter der Landbevölkerung noch lange nicht änderte. 1890 wurde Cannabis in Griechenland schließlich bei hohen Strafen verboten, doch nun findet ein Umdenken statt, wenn auch mit vorrangig wirtschaftlichen Interessen.
Was bisher geschah
Seit 1987 waren alle Aspekte des Drogenkonsums strafbar, und wurden zunächst gänzlich mit Freiheitsstrafen belegt. 2013 wurde das strenge Gesetz gelockert, und die “geringe Menge” eingeführt, deren Besitz dennoch mit unglaublichen 5 Monaten Freiheitsstrafe belegt werden kann. Auch Therapie statt Strafe, ein Konzept, dass es straffälligen Konsumenten auch in Deutschland ermöglicht, bei einer erfolgreichen Therapie einer Haftstrafe zu entgehen, wurde 2013 eingeführt; dennoch ist das Strafmaß im europäischen Vergleich drakonisch. Wird man beim Verkauf von Cannabis erwischt, kann man bis zu 8 Jahre in den Knast gehen; ist man selber Konsument, reduziert sich das Strafmaß auf 3 Jahre. Wird Cannabis von Menschen in öffentlichen Positionen weitergegeben, also beispielsweise von Lehrern oder Ärzten, kann die Strafe sogar lebenslänglich ausfallen; zusätzlich können Geldstrafe zwischen 50.000€ und 500.000€ verhängt werden. Samen sind an sich legal, dürfen aber natürlich nicht keimen, obwohl Berichten zufolge der Eigenanbau zum Privatgebrauch (!!!) nicht wirklich verfolgt wird. In einem Land, in dem Cannabis wie Unkraut wächst, wäre das wohl auch eine ziemlich große Aufgabe. Auch mit dem Konsum sieht man es nicht so eng, beides gilt allerdings nicht für die (vor allem größeren) Städte. Doch dazu später mehr. CBD ist in Griechenland kein Problem, und wird vielleicht zukünftig zu einem ansehnlichen Wirtschaftsfaktor, denn im Jahr 2017 entschloss sich die Regierung den Anbau von Industriehanf, aus dem bekanntlich nicht nur Textilien, Baustoffe Speiseöl, Tierfutter etc, sondern auch CBD-Öl hergestellt werden, zu legalisieren. Und als wäre das nicht genug, legalisierte Griechenland im Folgejahr als sechstes EU-Land den Anbau von potentem Cannabis für medizinische Zwecke. Auch wenn der damalige Ministerpräsident, Alexis Tsipras, die schöne Aussage, “...Griechenland gehöre nun zu den Ländern, in denen Cannabis für Menschen in Not legal sei...” zu Protokoll gab, war es doch eher ein wirtschaftlicher Schachzug. Eine Finanzierung durch Krankenkassen, oder eine finanzielle Unterstützung vom Staat gibt es für Patienten nämlich nicht. Griechenland ist nach der Finanzkrise im Jahr 2010 nach wie vor wirtschaftlich sehr angeschlagen, und hat für einen Aufschwung ein wenig beim Nachbarn Mazedonien abgeschaut.
Legalisierungschaos am Balkan
Im Jahr 2016 legalisierte Griechenlands Nachbar Nord-Mazedonien die Produktion von medizinischem Cannabis, was zu einem Investorenboom führte. Nachdem die USA und später Polen groß investiert hatten, waren es schlussendlich über 40 Investoren, die für den Anbau zugelassen waren. Griechenland witterte ein gutes Geschäft, und wollte auch ein Stück vom Weltmarkt-Kuchen, und so kam es in den Folgejahren zur Lockerung der Gesetze. Allerdings hat Griechenland dafür gesorgt, dass sein Geld im Land bleibt, denn Investoren müssen eine griechische Firma gründen, um Land für den Anbau zu kaufen oder zu pachten. Anschließend werden zwei Lizenzen von der Nationalen Organisation für Arzneimittel benötigt; eine Betriebsgenehmigung, und eine medizinische. Das Problem beider Länder lag allerdings darin, dass sie seit Jahren außer Stande sind, Gesetze zu erlassen, die es den Unternehmen ermöglichen, mit ihrem Anbau auch Gewinne zu erzielen. Weiterverarbeitung und Export waren entweder nicht gewinnbringend möglich, oder ganz untersagt, was die gesamte Legalisierung ad absurdum führte. Chaotische Zustände, mit zum Platzen gefüllten Kühlhäusern, die die Ernte der letzten Jahre enthielten, waren die Folge. In Mazedonien beispielsweise gibt es nur zwei Unternehmen, die das Know-How haben, um Blüten zu Extrakten für den landeseigenen medizinischen Bedarf zu verarbeiten, und so bleiben 70% als Blüten ohne Exporterlaubnis im Lager. Die Landwirte werden nicht entlohnt, die Wirtschaft nicht befeuert, und je länger das Cannabis unter dem finanziellen Druck der Erzeuger irgendwo lagert, desto höher ist die Gefahr, dass es letztendlich auf dem Schwarzmarkt landet.
Geht das nicht besser?
Das haben sich im Jahr 2021 auch endlich die griechischen Politiker gefragt, und einen neuen Gesetzesentwurf erlassen. Der Titel des Entwurfs lautet: “Produktion, Export, Vertrieb”, und er hat eine schlaue Idee im Gepäck. Während Cannabisprodukte Inlands natürlich den griechischen Gesetzen unterliegen, die von der Helenic Organisation of Pharmaceuticals genehmigt werden müssen, sollen Exportprodukte von diesen Gesetzen entkoppelt werden. Die zukünftig exportierten Produkte sollen ausschließlich den Gesetzen des Empfängerlandes unterliegen; damit eröffnet sich Griechenland einen unglaublichen Pool an Möglichkeiten, ein wirklich relevanter Player zu werden. Der Gesetzesentwurf wurde mit 158 zu 33 Stimmen angenommen.
Griechen kiffen gern, aber heimlich
Dass Athen eine Kifferhochburg ist, klingt aufs Erste komisch, doch die Abwasseranalysedaten, die seit 2011 zur Überwachung des Drogenkonsums erhoben werden, sprechen eine deutliche Sprache, wie Nikos Tomaidis dem Radiosender ERT erklärte. Tomaidis ist Professor für analytische Chemie an der Universität von Athen, und erklärt weiter - Athen hat im Hauptstadt-Ranking zum Cannabiskonsum den sechsten Platz belegt. Die Werte zeigen außerdem, dass der Konsum in der Zeit des ersten Lockdowns, wie in allen großen Städten, aufgrund des erschwerten Handels gesunken ist. Außerdem steigt der Konsum jährlich im Winter an, und nimmt im Sommer wieder ab. Die Daten werden vom European Monitoring Center for Drugs zur Verfügung gestellt, und zeigen auch, dass Südeuropa, was das Kiffen betrifft, generell die Nase vorn hat. Auch gegenüber den Niederlanden, oder Städten wie Paris und London. Einer der Gründe, warum wir nichts von den kiffenden Griechen wissen, ist, dass sie in den Straßen der Großstädte nichts zu lachen haben. Polizisten werden als intolerant und unnachgiebig, und die Beschaffung von Weed als dementsprechend gefährlich beschrieben. Berichten zufolge wird man, wurde man mit Cannabis erwischt, sofort mitgenommen, und für 1-2 Tage in die Zelle befördert, bevor man dann später (nach einer Verhandlung) eine Geldstrafe zahlen müsse. Sicher gilt dieser Umgang primär für Einheimische; würde Touristen dasselbe geschehen, hätten wir regelmäßig Schlagzeilen darüber in der deutschen Presse. Wer keinen eigenen Dealer hat, kauft sein Weed in Parks, ähnlich wie in Deutschland. Auch die Souvenirhändler kann man, so ein Kreter, immer nach Weed fragen – hat er keins zu verkaufen, kennt er auf jeden Fall jemanden. Hiervon möchten wir allerdings dringend abraten, bevor es doch noch zu ungewollte Schlagzeilen kommt.
Fazit
Griechenland hat den Mehrwert von Cannabis für seine Wirtschaft Zweifels ohne erkannt, und es Patienten im Zuge dessen erleichtert, an ihr Medikament zu kommen. Es bleibt abzuwarten, ob das Gesetzeschaos mit dem neuen Beschluss nun endlich ein Ende findet – denn dann hat Griechenlands Cannabisindustrie großes Potential. Da das Wetter am Balkan perfekte Anbaubedingungen bietet, haben sich dort einzigartige, robuste Genetiken entwickelt, in deren Genuss wir in Deutschland nach der Legalisierung kommen könnten. Landrassen wie die Cretan gehen also vielleicht auch bald bei uns über den Ladentisch, und da Griechenland so mutig war, Cannabis vor drei Jahren zu reklassifizieren, bringt es vielleicht auch irgendwann den Mut auf, den recreational Use zu legalisieren – und sei es nur für die Wirtschaft. Für die deutsche Politik waren die zusätzlichen Steuereinnahmen schließlich auch ein schlagendes Argument.